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Apple: Strengerer Datenschutz lässt Werbekunden zu Android wechseln

Apple: Strengerer Datenschutz lässt Werbekunden zu Android wechseln Apple: Strengerer Datenschutz lässt Werbekunden zu Android wechseln
Autor: Stud. jur. Christine-Cathérine Wünstel

Veröffentlicht: 28.11.2021

Apple führte ein neues Betriebssystem ein, das iOS 14.5. Mit Hilfe des neuen Betriebssystems wird der Zugriff der Anwendungen auf die Daten des Nutzers eingeschränkt: Den Apple-Nutzern wird jetzt die Möglichkeit gegeben, selbst zu entscheiden, von welchen Apps sie getrackt werden wollen und welchen Apps es verboten ist, ihr Nutzerverhalten auszuwerten. Für Datenschützer ist das ein Schritt in die richtige Richtung: Selbst in der Hand zu haben, welchen Apps man die Verfolgung seines Nutzerverhaltens aktiv verbieten möchte, ist ein voller Erfolg. Seitdem wird nur noch ein Drittel der Anwendungen der Zugriff auf die Daten gewährt. Dies geht auch nicht spurlos an dem Werbemarkt vorbei: Das Schalten von Werbung ist auf Android-Geräten mit höheren Kosten verbunden, die Preise für Werbeanzeigen auf Apple-Geräten sinken dahingehend. Der Hauptfokus der Werbebranche wird in Zukunft wohl oder übel auf Android-Geräten liegen: Welche wirtschaftlichen Risiken und Konsequenzen bringt dies mit sich?

 

„App Tracking Transparency“

© Screenshot: connect

Unter Einstellungen > Datenschutz > Tracking können Sie als Apple-Konsument die Möglichkeit aktivieren, dass jede App, die Sie installieren oder die ein Update vollzieht, explizit Ihre Erlaubnis einholen muss, ob diese Zugriff auf Ihr Nutzerverhalten erhalten dürfen.  Dafür gibt es extra die Buttons „App-Tracking erlauben“ und „App-Tracking ablehnen“, die dann jeweils bei einer App-Installation oder Update erscheinen. Zudem sind beide Buttons gleich sichtbar und der Button „App-Tracking erlauben“ ist im Gegensatz zu „App-Tracking verbieten“ nicht hervorgehoben, sodass man intuitiv nicht sofort auf „erlauben“ klickt. Das ist nämlich ein Kritikpunkt vieler Datenschützer: Üblicherweise sind die Zustimmungs-Buttons durch grüne Kästchen, die dem User direkt ins Auge fallen, gekennzeichnet. Der Ablehn-Button wird umgekehrt in einem unscheinbaren grau, in kleinerer Schrift, kaum zu erkennen, dargestellt. Unter Datenschützern ist das auch als „Manipulation“ bekannt. Sollte der Nutzer aus versehen das Tracking erlaubt haben oder möchte seine Entscheidung revidieren und doch nicht mehr von der App getrackt werden, kann man im Nachhinein unter Einstellungen > Datenschutz > Tracking den Punkt „Tracking erlauben“ deaktivieren. Die Möglichkeit das Werbe-Tracking komplett zu unterbinden, stellt das iOS-Betriebssystem zudem zur Verfügung. Sie können die Funktion „Apps erlauben, Tracking anzufordern“ einfach deaktivieren. Mit einem Klick dürfen die Apps dann gar nicht mehr um Erlaubnis für das Tracking bitten, das Tracking-Verbot wird dann automatisch generiert.

Das neue Apple Betriebssystem setzt klare Ausrufezeichen für den Datenschutz.

 

Keine personalisierten Anzeigen mehr auf Apple-Geräten

Das iOS-Betriebssystem und die damit verbundenen Möglichkeiten, App-Tracking abzulehnen oder zu gewähren, bewährt sich: Lediglich 33 Prozent der Apple-User stimmen der Verarbeitung ihrer Daten zu. Den Werbebranchen wird dadurch ihre Arbeit erschwert: Die zwei Drittel, die in das Tracking einwilligen, sind für die Werbeagenturen nicht besonders interessant. Besonders effektive Anzeigen, die exakt auf Interessen und Konsumverhalten zugeschnittenen sind, können für sie nicht erstellt und platziert werden. Das neue Betriebssystem von Apple schränkt die Arbeit der Werbebranchen also erheblich ein. Ihnen bleibt fast nichts anderes übrig, als größtenteils den Fokus des Werbemarktes auf Android-Geräte zu lenken. In Android-Anzeigen zu investieren, wird sich in Zukunft für die Werbebranche weitaus mehr lohnen.

 

Wirtschaftliche Risiken und Konsequenzen 

Mit dem Wegfall der Daten vieler Apple Nutzer, stehen Werbebranchen ein schmalerer Grad der Datenanalyse und Schaltung von Werbung zur Verfügung. Inwiefern sich dies auf den Markt auswirkt, wird sich zeigen. Klar ist, gewisse wirtschaftliche Risiken werden damit verbunden sein. Aus kartellrechtlicher Sicht ist Apples Vorgehen auch von Bedeutung: Apple wird vorgeworfen, nach wie vor das Nutzerverhalten ihrer Konsumenten selbst auszuwerten, obwohl es den App-Betreibern dahingehend untersagt ist. 

Datenschutz und wirtschaftliche Risiken schließen sich untereinander nicht aus – ob der Schutz Ihrer Daten oder wirtschaftliche Vorteile bestimmter Unternehmen schwerer wiegt, liegt wohl im Auge des Betrachters.